Hinterland No. 1: Oberhausen

Oberhausen

Diese Stadt ist die Mutter aller Industriebrachen. Was für mich aus Berlin kommend erst mal aufregend ist – ewige Industriegelände an rot gefärbten Flüssen, ununterbrochen rauchende und nicht mehr rauchende Schornsteine. Auch eine Stadt, der man ihre Geschichte ansieht, sie förmlich spürt, sobald man am Bahnhof aussteigt oder über eine der vielen Autobahnen reinfährt.

Allerdings stellt sich sehr schnell ein seltsam trauriges Gefühl ein, wenn man als gerade angekommeneR BesucherIn die leergefegte Marktstraße entlangschlendert, wo jeder zweite Laden dicht ist oder Made-in-China Plastikklamotten anbietet.

Das ist erst mal eine recht deprimierende Erfahrung, von der man sich aber im Café Bauer erholen kann. Hier gibt’s Mettwurst mit Grünkohl und Bratkartoffeln. Oder Kaffee mit Sahne. Und kleine Tische, lederüberzogene Bänke, holzvertäfelte Wände, Kellnerinnen in Uniformen und Funktionsschuhen, also alles sehr heimelig.

Oberhausen

Das zweite Oberhausen sind seine Shoppingcenter. Das erste heißt BERO und wurde 1971 direkt hinterm Bahnhof in Zentrumsnähe gebaut und war damit eines der ersten in Deutschland. Jetzt finden hier Rollator-Rallies zwischen noch mehr Made-in-China-Läden statt. Dann wurde 1996 das CentrO hinzugefügt – damit hat Oberhausen das größte Shoppingcenter Europas und den Grund bekommen, warum es auf der Marktstraße so seltsam geisterhaft zugeht. Um das CentrO erstreckt sich nämlich auch noch ein perfiderweise „Neue Mitte“ genanntes Areal aus König-Pilsner-Arena, Centro-Park, Multiplex-Kino, Sea-Life-Aquarium, Musicaltheater und Erlebnisbad. Nicht zu vergessen die Gastro-aus-aller-Welt-Meile am künstlich angelegten Flussufer.
Die Coca-Cola-Oase ist auch die größte Europas. Ich wusste überhaupt nicht, was eine Coca-Cola-Oase ist.
Erstaunlicherweise waren alle, die ich kenne, irgendwann mal auf Klassenfahrt hier.
Hier versammeln sich also seit 1996 die Oberhausener, Duisburger, Essener, Bottropper und Gelsenkirchener.

Zum Glück gibt’s da draußen auch noch das Gasometer Oberhausen, eine riesige Ausstellungshalle, die allen Wünschen eines eingefleischten Industriebrachen-Fans gerecht wird. Hier sind die Fotos zu diesem Post entstanden – in der Christo-Ausstellung, einer 100 Meter hohen und sehr beeindruckenden Luftskulptur.

Danach mussten wir aber noch mal auf einen Altstadtspaziergang und eine Waffel in Düsseldorf fliehen bevor wir abends wieder in unsere Oberhausener Theaterwohnung zurückgekehrt sind, um mit Wein und Schokolade einen gemütlichen Abend vorm Fernseher zu verbringen.

von Thea Hof

Oberhausen